Architektur und Comics


Eileen Gray: A House Under the Sun ist ein Comic, der der Arbeit der irischen Designerin den Platz zuschreibt, der ihr zusteht. Von ihr stammt unter anderem der Klassiker unter den Beistelltischen, der «Adjustable Table». Und obwohl sie als eine der wichtigsten weiblichen Figuren der Designwelt des frühen 20. Jahrhunderts gilt, ist ihr Werk weitaus weniger bekannt als die der männlichen Kollegen, mit denen sie über die Jahre zusammengearbeitet hat.

Man kennt sich: Eileen Grays weltbekannter «Adjustable Table», den sie für ihr Wohnhaus E.1027 entworfen hat.

Coole Idee, cooles Medium – aber auf den ersten Blick wirkt die Vermittlung vom Thema wie eine überdidaktische Lern-Einheit aus einem alten Schulbuch, die zur Auflockerung mit ein paar Zeichnungen versehen wurde. Sowas-mögen-doch-die-jungen-Leute-heutzutage-Style. Allein die Sprechblasen machen eben noch keinen guten Comic.

Was wir dennoch über sie gelesen haben, weil wir neugierig wurden: Von Eileen Gray stammt das Wohnhaus E.1027 an der Côte d‘Azur, das gegen Ende der 1920er Jahre gebaut wurde und das sie gemeinsam mit dem rumänischen Architekten Jean Badovici plante, der auch im Comic vorkommt. Mein neuster Architektur-Crush sowie vermutliche der Grund für den nächsten Trip an die französische Riviera:

Das Maison en Bord de Mer ist eine Ikone der Architektur des 20. Jahrhunderts und weckte – zu Recht – den Neid von Nachbar Le Corbusier, mit dem sich Gray so überhaupt nicht verstand. Ein kleines Anekdötchen, das die Relevanz des Grundgedankens der Comic-Veröffentlichung unterstreicht: Le Corbusier hat später, als Hausherrin nicht zugegen war, gegen ihren Willen 5 Wandgemälde im Haus gemalt. Nackt, wie er so gerne arbeitete. Geht’s noch?? Gray war entrüstet und hat ihr Gebäude nie wieder betreten. Nach langem Hin und Her und einigen noch dramatischeren Geschichten (allerdings ohne nackte Architekten) ist es inzwischen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden.



Den Comic haben wir in der aktuellen Ausstellung Living in a Box. Design und Comics im Schaudepot des Vitra Design Museums entdeckt, die letzten Donnerstag eröffnet wurde.

Installationsansicht Living in a Box. Design und Comics
© Vitra Design Museum, Foto: Roland Schmid

Living in a Box läuft noch bis 20. Oktober 2019 im Schaudepot des Vitra Design Museums, aber funktioniert eher als Ergänzung à la «da laufen wir auch noch durch» zu einer der anderen Ausstellungen auf dem Areal. Das Schaudepot ist eine mit hohen Regalen bestückte Halle, in der chronologisch die Meilensteine des Stuhldesigns gesammelt wurden und denen nun mit Sprechblasen Leben eingehaucht wurde. Sehenswert, aber eben eher als Supplement.

Wer sich auf die Reise nach Weil am Rhein begibt, dem empfehlen wir unbedingt den Besuch des Museums mit einer Architekturführung zu verbinden. Zaha Hadid, Frank Gehry, Herzog & de Meuron, Tadao Ando, Jean Prouvé, Nicholas Grimshaw, Álvaro Siza, SANAA und und und. Mouthwatering Architecture in Hülle und Fülle.

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