Filmgeschichte im Filmpodium


Ein Besuch des Zürcher Filmpodiums fühlt sich immer ein wenig nach Zeitreise an. Das meist betagte Publikum, die seltsame Geometrie des Saals und überhaupt die ganze Atmosphäre der ruhigen Seitenstrasse, an der das Programmkino liegt, haben herzlich wenig mit den modernen 3D-Film-Kinokomplexen zu tun. Und das ist auch gut so. Denn das Setting passt wunderbar zum Programm, das dort geboten wird. Die Reihen des Filmpodiums widmen sich akribisch einzelnen Regisseurinnen und Regisseuren, Themen und Schwerpunkten und bieten so einen intensiven – wirklich intensiven – Einblick in einen bestimmten Winkel in der Welt des Films. Hier wird dem Kino noch Zeit gegeben.

Und Zeit spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es um die Reihe geht, die mir im Herbstprogramm des Filmpodiums ins Auge gefallen ist, allerdings in Form eines Jubiläums: Im Herbst feiert das Seminar für Filmwissenschaft der Uni Zürich sein 30-jähriges Bestehen und wenn mich 2019 eins gelehrt hat, dann dass der 30. besonders zu feiern ist. Auch Filmwissenschaftler haben sich das zu Herzen genommen und eine Ringvorlesung ins Leben gerufen, die das Gründungsjahr 1989 unter die Lupe nimmt. Jeden Donnerstag, vom 19. September bis 12. Dezember 2019, finden um 17 Uhr kostenlose Vorträge von internationalen Referentinnen und Referenten statt, die dann jeweils in eine Filmvorführung um 18.30 Uhr überleiten. (Während das ZURICH FILM FESTIVAL stattfindet, pausiert die Veranstaltung)

Die Reihe hat sich das Ziel gesetzt, über die komplexe Wechselbeziehung von Film und Geschichte der gesellschaftspolitisch bewegten 1980ern nachzudenken und danach zu fragen, welche Geschichte(n) das Kino schreibt. Hier die Übersicht bis Mitte November:

  • Do, 19. September 2019: Fabienne Liptay & Margrit Tröhler (Universität Zürich) mit dem Film PALAVER, PALAVER – EINE SCHWEIZER HERBSTCHRONONIK 1989 (Schweiz 1990)
  • Do, 26. September 2019: Christine Noll Brinckmann (Berlin) mit dem Film AUF STREIFE/MINJING GUSHI (China 1995)
  • Do, 10. Oktober 2019: Yvonne Zimmermann (Philipps-Universität Marburg) mit dem Film HOW TO GET AHEAD IN ADVERTISING (GB 1989)
  • Do, 17. Oktober 2019: Henry Keazor (Universität Heidelberg) mit dem Film MILLI VANILLI: FROM FAME TO SHAME (Deutschland 2015)
  • Do, 24. Oktober 2019: Patricia Pfeifer (Universität Zürich) mit dem Film BEFORE THE RAIN (Mazedonien/GB/F 1994)
  • Do, 31. Oktober 2019: Ruth Simbao (Rhodes University, South Africa)(engl.) mit dem Film LETTER TO MY COUSIN IN CHINA (Südafrika 1999)
  • Do, 7. November 2019: Tom Kalin (New York) (engl.) mit dem Film THE GARDEN (GB 1990) (Vorfilm: THEY ARE LOST TO VISION ALTOGETHER USA 1989)
  • Do, 14. November 2019: Matthias Steinle (Université Sorbonne Nouvelle Paris 3) mit dem Film DIE MAUER (DDR 1990)


Das Filmpodium bietet übrigens auch seine Programmhefte mit sehr guten Beiträgen zu den einzelnen Filmreihen als PDF im Archiv an.

Foto (und das oben auch): Filmpodium.

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