Hinter jedem Berg steht noch ein Berg

 

Der erste Impuls, die Ausstellung im Helmhaus Zürich zu besuchen, kam beim Lesen des Titels: Hinter jedem Berg steht noch ein Berg. Gibt es eine passendere Zusammenfassung des Lebens als diese?

Doch das Haus ist der Schweizerischen Gegenwartskunst verschrieben und verspricht mit solch einem Ausstellungstitel mehr als eine zynische Weltanschauung. Aber was? In der Ausstellung begegnen sich die künstlerischen Positionen zweier bergiger Länder: fünf chinesische Künstler treffen auf fünf Künstler aus der Schweiz.

Vergleich erwünscht

Beim Rundgang erwischt man sich immer wieder bei der Frage, welchem Land das Werk vor dem man steht, zugeordnet werden kann. Bisweilen haben es die Kuratoren auch nicht einfach gemacht, wie sich bei Tan Ping und Luciano Castelli zeigt:

Schon im Programmbeschrieb wird ein Spektrum zeitgenössischer Kunst aufgemacht, an dessen Enden einerseits die Schweiz und andererseits China auf der anderen Seite steht:

Was die aktuelle Kunst Chinas und der Schweiz aber vereint, was sie unterscheidet, ist bisher selten konzis untersucht worden.

Doch je weiter man sich vorwagt, desto überflüssiger wird die geographische Unterscheidung. Spätestens im oberen Stock, in dem neblige Rauminstallationen und wandfüllende Video Art zu sehen sind, wird deutlich, dass das die Unterscheidung Schweiz/China keinen Sinn macht.

Was hier zu sehen ist, ist Gegenwartskunst. Also Kunst, die einen grösseren Bezugsrahmen hat als den ihres eigenen Landes. Die in einen globalen Kontext tritt mit anderen zeitgenössischen Werken. Regionales Kunstverständnis hilft einem da auch nicht weiter, man muss schliesslich nicht Chinese sein, um völlig verstört vor Tian Xiaoleis Mini-Videos zu stehen, in denen Maschinen, Mensch und Tier durchgemixt werden und zu seltsamen Hybrid-Wesen verschmelzen.

Die Schweizer Kunstproduktion ist schon länger global ausgerichtet und orientiert sich am internationalen Geschehen der Kunstwelt. Dass China nun nachzieht, ist dem Wandezuzuschreiben, den die neuen Generation junger Künstler losgetreten hat. Das Reich der Mitte ist im internationalen Kunstbetrieb angekommen.


 

Dauer: Freitag, 9. Dezember 2016 bis 5. Februar 2017
Helmhaus Zürich
Limmatquai 31
8001 Zürich


 

Wer eine zusammenhängende Einführung in die Entwicklung der Gegenwartskunst in China möchte, findet in dieser Online-Vorlesung der ZHdK (mit Michael Schindhelm als Dozent) eine tiptop Übersicht.

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