One Day I Broke A Mirror

An manchen Tagen stimmt einfach gar nichts. Da fliegst du einige Tage nach Rom, die Sonne scheint und das Essen ist grossartig, und was machst du? Du wirst krank. Schleppst dich mit Schüttelfrost durch die Maihitze und hustest dem Touristen vor dir in der Schlange non-stop in den Nacken.

An manchen dieser Tage geschieht aber ein kleines Wunder, das alles herumreisst. Für mich war das an besagtem Krankheitstag die Ausstellung One Day I Broke A Mirror. In der Kulisse der Villa Medici (wow!) werden hier Arbeiten von Yoko Ono und Claire Tabouret gezeigt. Spielerische Konzeptkunst verbindet sich mit der figurativen Malerei der jungen Französin – und es funktioniert ganz ausgezeichnet.

Lang, lang ist es her, dass mich eine Ausstellung so geflasht hat, was aus der Kombination der beiden starken Stimmen der Künstlerinnen und der Einbindung der Kulisse resultiert. Kein Raum ist überladen und da ich zeitlich zwischen zwei grosse Führungen gestolpert bin, war ich fast alleine in der Ausstellung. Die beklemmende Wirkung der starrenden Porträts von Tabouret ist fast greifbar und bildet einen seltsamen Kontrast zu den einladenden Installationen von Ono.

Da amüsiert man sich in einem der ersten Räume der Ausstellung beispielsweise über Yoko Onos “Painting to be stepped on”, das nicht mehr als ein Stück abgetretener Stoff ist, zückt gerade schuldbewusst seine Kamera, um dem Klischee zu entsprechen und gerade davon ein Foto zu machen, und nimmt im Augenwinkel das Gemälde “xy” wahr, das mit hochgezogener Augenbraue zu fragen scheint: Really?!

So überlappen sich die verschiedenen Arbeiten ständig und lassen gemeinsam ein Gesamtgefühl entstehen, dass lässig zwischen den Jahrzehnten (Onos Arbeiten stammen hauptsächlich aus dem 1960ern und 70ern, Tabourets frühstens aus 2016) und Disziplinen balanciert. Kuratorin von One Day I Broke A Mirror ist Chiara Parisi, die gerade ihr Engagement als Direktorin des Kulturbereichs der Monnaie de Paris beendet hat.

Auch in der ausschweifenden Parkanlage der Villa finden sich noch Werke von Yoko Ono, wie der Klassiker “Play It By Trust (White Chess Set)”, bei dem alle Felder und Figuren weiss sind und ein gegeneinanderspielen eigentlich überflüssig machen. Was 1966 in der Indica-Gallery London stimmig war, verfehlt auch heute nicht seine Wirkung, vor allem nicht im Dunstkreis dieses Prachtbaus aus dem 16. Jahrhundert. Ob dieser geballten Ladung Kulturgeschichte, die sich auf so verführerische Weise auf die Amour Fou mit Contemporary Art einlässt, bleibt nur noch zufrieden fiebrig zu lächeln und sich mitreissen zu lassen. Was ist schon ein Tag Erkältung dagegen.

Foto: Sebastiano Luciano


One Day I Broke A Mirror
, 5. Mai bis 2. Juli 2017
Académie de France à Rome, Villa Medici
Viale Trinità dei Monti 1
Öffnungszeiten: 10 – 19 Uhr (Montags geschlossen)
Eintritt: 12 EUR/ 6 EUR (ermässigt)
villamedici.it


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