Die blickfang fängt nur selten meinen Blick ein

 

Ein Freund aus der Designszene warnte mich spöttisch: “Erwarte nicht zu viel von der blickfang, da gibt’s nur Bastelkram und Traumfängerli. Aber geh nur, schau’s dir einmal an.” Meine Euphorie, endlich an die internationale Messe für Möbel, Mode und Schmuck zu gehen, hatte er im Nu zunichte gemacht.

Ich hatte mir jedes Jahr vorgenommen, an die blickfang Zürich zu gehen. Doch irgendwie wollte es nie klappen (Hier geht’s zum Beitrag “5 Tipps, um nicht immer alles zu verpassen”). Dieses Jahr stand einem Besuch endlich einmal nichts im Weg. Den Traumfänger-Kommentar fand ich vor diesem Hintergrund etwas schwer verdaulich. Es nervte mich ein bisschen. Aber ich versuchte, die zerstörerische Bemerkung zu ignorieren. Meine Anfangseuphorie erlangte ich wieder, als ich sah, dass die Messe am Freitag bis um 21 Uhr offen ist. Ein guter Start ins Wochenende also. Ich machte mich nach Feierabend gleich auf den Weg ins StageOne in Oerlikon.

Er hatte doch ein wenig Recht

Eine Freundin begleitete mich zur Messe. Sie hat soeben einen Bachelor in Fashion Marketing in London gemacht und schien mir die perfekte Debattierpartnerin für einen solchen Event. Dank unserer peruanischen Herkunft haben wir  beide zudem eine natürliche Abneigung gegenüber Ethno-Alpaca-Zeugs entwickelt. Also nochmals: Idealbesetzung für diesen Abend. Wir zahlten den regulären Eintrittspreis von 23 CHF und begaben uns ins Schlachtfeld. Schon sehr früh mussten wir feststellen, dass das Ganze sehr modelastig war. Wir hätten uns mehr Möbel gewünscht. Und sonderlich neu war auch nur wenig. Lauter 0815-Boho-Schmuck, Couchtisch-Modelle, die bereits  von Ikea nachgemacht worden sind und silbrige Rucksäcke, die auch als Tasche fungieren. Ich will ja nicht wie ein Super-Hater klingen, zumal ich eigentlich keine Ahnung von Design habe. Aber ich bin definitiv nicht sehr inspiriert wieder aus der Messe rausgelaufen. Die blickfang erinnerte mich ein wenig an den Heiligen Bimbam, nur ohne Glühwein.

Und trotzdem…

Und trotzdem haben wir ein paar hübsche Sachen entdeckt. Gefallen haben uns vor allem die Concept Stores, die dieses Jahr – nebst der Location – neu  waren. Designer haben sich zusammengetan, um gemeinsam Lebenswelten zu inszenieren, Designdialoge zu entfachen und sonst verborgene Entwurfsprozesse ans Licht zu bringen. Besonders gefallen haben uns der Conscious Living Store und die Sonderschau Dutch Design. Die Bell-Jar Vase von ontwerpduo, die Lampe aus up-cycletem Glas aus Südafrika von Nunc und die handgewobenen Teppiche aus sardischer Wolle von NULE haben es uns angetan.

Tipp: Besuche  die unabhängige Plattform Architonic – eine meiner Lieblings-Inspirationsquellen für Design.

 

YUME YUMMY

Und wie es sich für einen herbstlichen Freitagabend so gehört, wollten wir nach der Messe noch unsere Bäuche mit etwas Wohltuendem vollschlagen. Da wir uns in Oerlikon nicht sehr gut auskennen, sind wir zurück zum Hauptbahnhof und haben uns im neuen Yume Ramen in der Nähe der Europaallee von herzerwärmenden, japanischen Gerichten verwöhnen lassen. Unsere Sinne sind also doch noch zum Zug gekommen!

 

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