Morgen ist es wieder soweit: Zwischen 18 und 21 Uhr beginnt in Berlin mit einer konzentrierten Eröffnung aller Teilnehmergalerien (und inoffiziell aller anderen auch) die alljährliche Gallery Weekend. Es ist so etwas wie der Hauptgottesdienst der Berliner Kunst-Gemeinde, an dem sich Tausende auf den Weg machen. Dann kann man erleben, wie es ist, wenn in einer Stadt zeitgenössische Kunst längst nicht mehr nur ein Hobby einer kleinen Elite ist.
Achtung, FOMO-Gefahr!
Bis am Sonntagabend können im Rahmen der Gallery Weekend die frisch eröffneten Frühjahrsausstellungen besucht werden. Doch was macht diese Veranstaltung überhaupt so besonders? Woher nimmt sie ihre Ausstrahlungskraft, warum zieht sie so viele Besucher fast schon magisch an? Die Galerienlandschaft ist für Berlin wie das Salz in der Suppe. Ohne sie wäre die Stadt wahrscheinlich noch sehr viel trostloser und öder. Denn für viele Berliner gehören Ausstellungsbesuche so selbstverständlich dazu wie Kino, Konzerte oder Clubveranstaltungen. Die Gallery Weekend ist die ultimative Manifestation dieses Lifestyles: Während drei Tagen gibt es von allem noch ein bisschen mehr als sonst: Mehr gute Kunst, mehr Aufregung, mehr Angst, etwas Entscheidendes zu verpassen.
Wie bereitet man einen Besuch an der Gallery Weekend vor?
Wichtig ist, dass man sich für einen Besuch an der Gallery Weekend nicht allzu viel vornimmt. Dann nämlich ist FOMO (Abkürzung für “fear of missing out”) vorprogrammiert. Am Besten, ihr merkt euch einfach Folgendes: Die Gegend zwischen Oranienburger Tor und Rosenthaler Platz, vor allem an der Torstrasse entlang (Neugerriemschneider, Sprüth Magers, Eigen + Art, Galerie Neu), und die Gegend an der Ecke Lützowstrasse und Potsdamerstrasse (WNTRP, Blain Southern, Esther Schipper, Société). Lasst euch da einfach von der euphorischen Stimmung (sofern diese von verkaterten, in-Plattenbau-lebenden Künstlermenschen mit einem latent-depressiven Lebensgefühl zugelassen wird) und von dem vielen Freibier mitreissen. Geht einfach in die umliegenden Galerien rein, schaut euch um. Entdeckt. Erlebt. Und lasst euch inspirieren. Geht in den Hamburger Bahnhof und in die Sammlung Boros. Esst etwas Gutes beim Mädchenitaliener oder beim Dönerstand in Neukölln. Versucht es einmal mit dem Berghain (mit 99% Chance, nicht reinzukommen) und geht danach zur Wilden Renate (mit 73% Chance, nicht reinzukommen. Je nach Begleitung). Geht am Sonntag in den Mauerpark einen Club Mate trinken und veganen Kuchen essen. Und ja, das wärs wohl für einen ziemlich erfolgreichen Besuch am Gallery Weekend.
Wir freuen uns jedenfalls, auch dieses Jahr an der Gallery Weekend Berlin dabei zu sein und werden für die, die es selbst nicht schaffen, über unsere überraschenden, unerwarteten (Neu-/Wieder-)Entdeckungen in der Kunstwelt berichten! #staykurious!