Der Tag des Kinos betreibt Grundlagenarbeit

 

In einer Stadt, in der ein Kinobesuch mindestens 17 Franken kostet (OHNE Snacks!!!), gleicht es einem Märchen, einen Tag lang alle Filme für schlappe 5 Stutz zu bekommen. Kommenden Sonntag wird dieses alljährliche Märchen wieder wahr: Der Allianz Tag des Kinos 2018 findet statt.

Am 2. September 2018 wird zum dritten Mal der Tag der Kinos gefeiert. Initianten hinter diesem “Fest der Emotionen” sind die Verbände Procinema, der Schweizerische Kinoverband (SKV) und filmdistribution schweiz (fds), die den Schweizer Ableger des deutschen Versicherungskonzerns Allianz als Sponsor gewinnen konnten. Dem Konzern scheint die Veranstaltung einiges Wert zu sein, dass der Event den Firmenname schon im Titel trägt.

Der Kinobesuch soll stärker als attraktives Freizeiterlebnis etabliert werden. Der jährlich geplante Tag des Kinos soll sich als “Feiertag” am ersten Sonntag im September etablieren, und eine Institution wie der Muttertag werden, heisst es auf der Website. Ohne allzu zynisch klingen zu wollen, die cineastische Kultur hierzulande hat diesen kleinen Schubs durchaus nötig. Die Schweiz ist vieles, aber kein Epizentrum der Kinokultur. Als verhältnismässig kleines Land konnte sich die Filmszene von den grossen Nachbarn wie Deutschland und Frankreich nie ganz emanzipieren. Ich kriege regelmässig Zustände, wenn ich das Prädikat “für einen Schweizer Film” lese oder höre …sehr mutig für einen Schweizer Film. Dieser Zusatz sagt eigentlich schon alles: die Beurteilung bezieht sich nur auf einen eingeschränkten Mikrokosmos.

Ein ambitioniertes Ziel also, in so einem Umfeld den Kinobesuch auf ein Podest zu heben.  Der Wirtschaftskonzern Allianz tut jedoch verhältnismässig viel, um die Filmwelt zu fördern. Anders als Kulturförderung von Bund und Kantonen setzen sie allerdings an der Stelle an, wo es die meisten Leute direkt zu spüren bekommen: auf Publikumsebene. So verwandelt sich beispielsweise jedes Jahr im Sommer das Zürichhorn für einige Wochen in ein Freilichtkino. Auch in Basel am Münsterplatz und am Genfer Port Noir werden Open Air Filme gezeigt. Die Allianz setzt auf verschiedene Erlebnismodelle: Kino als Event in besonderer Atmosphäre mit zeitlicher Einschränkung und Kino als Alltagsbeschäftigung, auf deren Geschmack man durch den 5-Franken-Probiertag gebracht wird. Eine äusserst spannende Form der Kulturförderung, vor allem von Seiten der Wirtschaft, die  auf strukturelle Änderungen hinarbeitet. Die Kinokultur soll sich fest in der Freizeit-DNA der Bevölkerung verankern, und die jährlich gut gefüllten Kinosäle sprechen dafür, dass das Konzept mit dem Probiertag aufgeht. Und wenn man erst Mal auf den Geschmack gekommen ist, lässt einen die Kinowelt hoffentlich langfristig nicht so schnell wieder los – genau das, was man bestenfalls von Kulturförderung erwarten kann.


 

Früh Tickets kaufen lohnt sich, sonst ist alles ausgebucht, wenn man vor der Kasse steht: Auf der Website des Allianz Tag des Kinos 2018 gibt es eine Übersicht der teilnehmenden Kinos (UND EINEN WETTBEWERB FÜR DAS GOLDEN TICKET, MIT DEM MAN EIN JAHR GRATIS INS KINO KANN). Viel Spass!

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