Ein bisschen Spass muss sein

 

Humor ist nicht jedermanns Sache. Doch wenn man sich in seiner Freizeit auf eine Bühne stellt und in Stand-Up Comedy sein Glück versucht, sollte man zumindest eine Ahnung davon haben. Oder ein dickes Fell.

Ich war von Anfang an skeptisch, als mich ein Freund hier in New York besuchte und unbedingt eine Stand-Up Comedy-Show sehen wollte. Deutsche Comedy jagt mir von Michael Mittermeier, über Mario Barth bis hin zu Kaya Yanar nur kalte Schauer über’s Zwerchfell, aber ich wollte nicht der Miesepeter sein. Ausserdem dachte ich mir, wenn schon Comedy, dann wenigstens im englischsprachigen Raum, da passt zumindest das Tempo der Sprache zu den knackigen Punchlines, im Gegensatz zu den langen konstruierten Sätzen im Deutschen. (Siehe letzten Satz als Beispiel)

Also fanden wir uns Dienstag Abend in einem schwarz gestrichenen Keller mit sehr niedriger Decke im East Village wieder. Eintritt kostete es keinen, nur ein wenig Überwindung, den Gedanken an Menschenhandel hinsichtlich der trostlosen Atmosphäre zu ignorieren.

Wir wurden mit Handschlag und den üblichen drei Standard-Fragen begrüsst. Where are you from – What are you doing in New York – How do you like the city. Nachdem Eric alles wusste, was es von solchen flüchtigen Begegnungen zu wissen gibt, stellte er uns die beiden anderen Zuschauern vor und überliess uns der bedrückenden Stimmung, die nur herrscht, wenn mehr Veranstalter als Gäste anwesend sind. Ein Bier half.

Wir diskutierten alle 5 Minuten, die die Show verspätet war, ob wir nicht lieber gehen sollten, entschieden uns aber der ganzen Sache eine Chance zu geben. Ausserdem hatte sich der Keller zwar ein wenig gefüllt, wir hätten uns aber trotzdem an Eric vorbeidrücken müssen, um zu gehen.

Viel zu laute, kratzende Musik aus den Boxen an beiden Seiten der Bühne kündigte schliesslich den Beginn der Show an. Jodie – Typ Britney Spears ohne Personal Trainer und Make-Up Artists – trat ins Scheinwerferlicht, stellte sich als your host for the night vor und brauchte rekordverdächtige 30 Sekunden, um sich meine Antipathie gesichert zu haben. Zu laut, zu nervös, um ernstgenommen zu werden und ihre erste Moderation startete mit der Begründung, warum Leute, die beim Duschen nicht pinkeln, schlichtweg Idioten seien – wir tauschten einen kurzen Blick; worauf hatten wir uns da nur eingelassen?

Es folgten ca. 10 verschiedene Comedians, die in Sets von jeweils 8 Minuten versuchten, den feinen Grat zwischen Belustigung und Belästigung zu wandern. Wir liessen uns von übergewichtigen Verkörperungen des Comicladen-Besitzers von den Simpsons anschreien, dass unsere Generation von Smartphone-starrenden Zombies das Letzte wäre, hörten von jungen Frauen mit löchrigen Hosen und Pullovern von ihren Erfahrungen auf Tinder (Spoiler: der Traumprinz war nicht dabei) und überlachten das ungute Gefühl, dass sie es ernst meinte, als uns eine Frau Ü50 von ihrer Menopause und 40 Katzen erzählte.

Die Unbehaglichkeit erreichte ihren Höhepunkt, als einer der Darsteller sein Programm nach der Hälfte abbrach, weil das Publikum ihm so seltsame Vibes schicken würde. Nichts schallt lauter als die Stille nach einem Witz, der nicht ankommt.

“Stand-Up Comedy ist Therapie für Leute, die nicht das Ziel haben, dass es ihnen besser geht” – neben Wahrheiten, die so abgründig waren, dass man nur darüber lachen kann, waren auch gute Acts dabei. Mein Respekt vor all jenen, die auf diesen paar Quadratmetern schmutzigen Kellerbodens ihre Seele präsentierten, war gross – es war nur die meiste Zeit einfach nicht lustig.

Wir brachen auf, als sich Jodie festhalten musste, um nicht von der Bühne zu kippen. Nach jeder Ansage, die sie vorne machte, stakste sie mit der Grazie eines frisch geborenen Kalbs zur Bar und genehmigte sich diverse Tequila-Shots für die Nerven.

“Come back next Tuesday, it’s my birthday and we’ll have a roast”, rief uns noch einer der Comedians hinterher. Er hatte zuvor mit einer Stimme wie der von Bane aus The Dark Knight Rises von seinem Leben als schwarzer Brooklynite und seinem letzten Date mit seiner Lady von der Müllabfuhr erzählt. Was gibt es Schöneres als einen Abend lang über ihn herzuziehen, wie es ein Roast vorsieht? Happy Birthday, Tony, aber diesen Dienstag gehe ich definitiv nicht zum Lachen in den Keller!


 

Ich habe lange überlegt, aber schliesslich ist mir doch noch ein Comedian eingefallen, den ich lustig finde. Viel Spass mit Eddie:

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